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Schaden Altcoins Bitcoin? Eine Betrachtung.

Die Frage, ob die unzähligen Altcoins der Adaption von #Bitcoin schaden oder welche Auswirkungen beide Pole aufeinander haben, ist nicht so trivial, wie man im ersten Moment denkt.

Für mich ist die Antwort zweigeteilt. Man muss die kurz- und mittelfristigen Auswirkungen, also im Zeitraum unter 10 Jahren, und die langfristigen Folgen betrachten. Ich bin dieser Frage in meinem Buch "Bitcoin-Deutsch | Deutsch - Bitcoin" nachgegangen, möchte das Thema aber hier nochmals ausführlicher beleuchten, denn auch wenn die Bitcoin-Maximalisten, zu denen ich mich im Grunde auch zähle, für die Altcoins nur Verachtung übrig haben, erfüllen sie doch ihren Zweck.

Kurzfristige Betrachtung

Kurzfristig sind die Altcoins, die zu 95%+ reiner Betrug und Abzocke sind, selbstverständlich negativ für Bitcoin, da die überwältigende öffentliche Wahrnehmung keinen Unterschied zwischen Bitcoin und Namen wie Shiba Inu, Cardano, BNB, Solana, Ethereum usw. macht. Für die meisten Menschen ist das alles Krypto. Auch Sam Bankman-Fried, der Gründer von FTX, und Changpeng Zhao, CEO von Binance, die beide ins Gefängnis müssen, sind immer „Krypto“. Der Durchschnittsmensch unterscheidet nicht, und das kann er auch gar nicht, da zum Beispiel insbesondere Binance sehr bemüht ist, diese so grundlegend verschiedenen Anlageklassen in einen Topf zu werfen und kräftig umzurühren.

Wer weiß denn schon, dass bei Ethereum 60% Preminig betrieben wurde und dieses Projekt zentral durch die Ethereum Foundation, eine sogenannte Non-Profit-Organisation, und prominent durch Vitalik Buterin gesteuert wird, dank Proof-of-Stake? Es wird da niemals eine andere Meinung oder Marschrichtung geben als die, die diese Menschen vorgeben. Oder nehmen wir den größten Herausforderer von Ethereum, Solana. Anatoly Yakovenko ist der Mitbegründer und CEO von Solana Labs, der Organisation hinter der Solana-Blockchain. Er und ein Team von Entwicklern und Forschern leiten die Entwicklung und Ausrichtung von Solana. Die Solana Foundation spielt ebenfalls eine wichtige Rolle im Ökosystem und unterstützt das Wachstum und die Initiativen der Community - mit einem Wort: voll zentralisiert. Auch hier haben wir einen Preminingsatz von über 52%. Oder denken wir an diese, ich kann sie nur schwachsinnig nennen, Meme-Coins wie Pepe, Shiba Inu, Dogecoin. Diese Dinge sind vollkommen unsinnig und können eigentlich sofort weg. Und so etwas wird mit dem einzigen wirklich dezentralen, vertrauenslosen, zu 100% basisdemokratischen, unzensierbaren, vollkommen inklusiven Netzwerk Bitcoin gleichgesetzt. Man kann nicht mehr Äpfel mit Birnen vergleichen!

Es ist also vollkommen klar, dass diese ganzen Projekte dem Ansehen und damit der Adaption von Bitcoin schaden und Skepsis bis Ablehnung in der breiten Masse auslösen.

Langfristige Betrachtung

Wenn wir uns aber der langfristigen Betrachtung zuwenden, ergibt sich aus dem vorher Geschriebenen ein etwas anderes Bild, denn dann ist die gesellschaftliche Verzögerung durchaus positiv oder zumindest neutral zu sehen. Durch die technischen Limitationen von Bitcoin, insbesondere die Blockgröße, kann die Adaption von Bitcoin für die breite Masse noch gar nicht bewerkstelligt werden. Aktuell können ca. 7 Transaktionen pro Sekunde ausgeführt werden und wenn wir eine Weltbevölkerung von 7,5 Milliarden Menschen annehmen, so würde allein das Onboarding, das Eröffnen einer eigenen Wallet, schon 37 Jahre dauern, wenn 100% der Transaktionen dafür verwendet würden. Dieses Szenario ist komplett unrealistisch, zeigt aber die Problematik auf. Es braucht noch einiges an Innovation und Entwicklergeist, um Bitcoin überhaupt in die breite Masse bringen zu können und, was noch viel wichtiger ist, die Menschen selbst benötigen die Zeit, um Bitcoin zu verstehen.

Ich erlebe es fast täglich und sogar in meiner eigenen Familie, wie verquer und wie ideologisch geprägt und geradezu verhärmt die Ansichten der Menschen sind. Das beginnt schon damit, dass die Welt von Bitcoin in Fiatgeld beschrieben wird. Die Loslösung von der Denkweise, dass man an alles und jedes – teilweise sogar an jeden – ein Preisschild in Euro oder Dollar machen kann, sitzt so tief, dass man das nicht so schnell aus den Köpfen der Menschen bekommt. Natürlich ist ein großer Teil dieses Problems auch der Desinformation durch die Altcoins geschuldet, doch ich bin davon überzeugt, dass die allermeisten Menschen mit der Freiheit, die Bitcoin unweigerlich bietet, noch gar nichts anfangen können. Und sie können nicht abschätzen, welche gesellschaftlichen und vor allem politischen Veränderungen geschehen werden, wenn eine breite Adaption erfolgt. Die gesellschaftliche Adaption muss langsam und behutsam geschehen, damit Bitcoin eine Evolution bleibt und nicht revolutionär wird, was nämlich nichts anderes bedeuten würde, als dass die herrschende Klasse mit massivem, blutigem Widerstand reagieren würde. Menschen wie Prinz Marcus von Anhalt (man kann von ihm halten, was man will), die öffentlich den Paradigmenwechsel bekunden, schaffen in der herrschenden Klasse Neugier und Akzeptanz, welche langfristig die Opposition gegen Bitcoin beenden wird, da diese Menschen auch verstehen, dass Bitcoin ihnen nichts wegnimmt.

Wir benötigen also noch ein paar Jahre, um nicht zu sagen Generationen, und diese Zeit, so denke ich, sollte vom Netzwerk genutzt werden, um die technischen Hemmnisse zu lösen, sei es über 2nd-Layer-Lösungen oder sonst wie, und um den Boden zu bereiten für eine gerechte und wirklich demokratische Welt, die ohne ein demokratisches Geldsystem gar nicht möglich ist.

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